Wie wird der Sonntag wieder zum Freudentag?

Von Sonja |
3. August 2025 |
Get-Together beim Sonntag 2.0 in Bramberg

Der Sommer ist für viele von uns eine Zeit der Erholung, in der wir endlich zur Ruhe kommen, die Dinge des Alltags sein lassen können – um sie vielleicht erst richtig zu sehen. Doch auch abseits der Ferien brauchen wir erholung, echte Ruhe. Sogar gott ruhte. Was tat er am siebten tag? er hat seine schöpfung betrachtet und sich einfach gefreut! was denn auch sonst? 

 

In unserer schnelllebigen 24/7-Zeit ist das gar nicht so leicht, in einer Zeit, in der sogar bei uns im Oberpinzgau in der Saison die Geschäfte am Sonntag offen haben, die Gondeln und Hotels sowieso. Und die digitale Arbeit geht auch nie aus!

Wie können wir es dennoch schaffen, den Sonntag wieder zum Tag der Freude zu machen, zum Tag, an dem niemand geringerer als Gott im Mittelpunkt steht? Er, der uns alles geschenkt hat, unser Leben, die gesamte Schöpfung, die (was gibt es Wichtigeres) Liebe?

Wir haben ein mutiges Projekt zur Sonntagskultur gestartet, den Sonntag 2.0. Dieser soll für den gesamten Pfarrverband von Bramberg bis Krimml und Menschen von überall her ein Ort sein, an den man richtig gerne hingeht, an dem gelacht wird und geherzt, an dem man bemerkt wird und gestärkt. 

Eine der Hauptzutaten des Sonntag 2.0 ist die unwiderstehliche Atmosphäre, wie uns Mitinitiator Christian Glarcher erklärt. 

Lieber Christian, warum sollte der Sonntag ein Tag der Freude und der Ruhe sein? 

Weil es die Menschen brauchen! Es ist dringend notwendig, dass wir uns Zeit für Ruhe geben, nur so sind wir dann wieder fit. Das gilt sowohl für den Beruf als auch fürs Privatleben. 

Ich komme aus einer traditionell geprägten Tiroler Bergbauernfamilie. Bei uns war der Sonntag der einzige Tag der Woche, wo wirklich nur das Notwendigste gemacht worden ist, die Tiere wurden versorgt. Alles andere hat geruht. Jetzt habe ich keine Landwirtschaft mehr, aber ich bin froh, dass ich am Sonntag Zeit mit meiner Familie habe. Wir versuchen, etwas zu unternehmen, den Gottesdienst zu besuchen. Meine zwei großen Kinder ministrieren, das ist ihr Beitrag. Der Kleinste ist mit drei Jahren noch zu jung – das war unter anderem ein Grund, warum ich mich so für den Sonntag 2.0 einsetze. Weil es einfach schwierig ist, mit einem Kleinkind am Sonntag in die Kirche zu gehen. 

Am Sonntag 2.0 ist also auch Raum für kleine rumwuselnde Kinder? 

Ja. Es gibt eine Kinderkirche! Vom Kleinsten bis ungefähr 10 Jahre. Die Leiterin Chiara und ihr Team bringen das Evangelium den Kleinsten dort spielerisch näher. Unsere kleinen Menschen sollen sich wohlfühlen und so sein dürfen, wie sie sind. Ich kämpfe dafür, dass alle Generationen nebeneinander in der Kirche Platz haben.

Die Kinderkirche ist also eine der Hauptzutaten für den Sonntag 2.0, die zu einer unwiderstehlichen Atmosphäre beitragen sollen? 

Genau. Ein weiterer, wesentlicher Bestandteil ist auch die Musik. Musik braucht keine Sprache, wie die Liebe. Sie geht mitten ins Herz. Eine weitere Zutat ist die Gastfreundschaft. Jeder soll sich willkommen fühlen, egal, woher man kommt, ob man ein Wiener ist, ein deutsches oder ein Kärntner Kennzeichen hat. Es geht darum, dass man als Mensch da ist. 

Das heißt, der Sonntag 2.0 ist nicht nur für den Pfarrverband von Bramberg bis Krimml  gedacht? 

Ganz und gar nicht! Wir wollen allen Menschen ein Angebot machen, die nicht mehr in den Gottesdienst kommen. Es geht darum, ihnen die Frohe Botschaft näherzubringen. Ein kleines Geheimnis am Sonntag 2.0 ist, dass die Predigt nicht zu lange ist, eine Viertelstunde sollte sie nicht überschreiten. Und sie greift lebensrelevante Themen auf. Unsere Prediger sind also angehalten, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, nicht zu weit auszuholen. 

Das bedeutet aber nicht, dass das Evangelium verwässert wird? 

Auf keinen Fall! Die Botschaft muss echt sein, muss authentisch sein. Und sie soll verständlich sein. 

Mir ist am ersten Sonntag 2.0 aufgefallen, dass du gleich zu Beginn in der Kirche den Ablauf genau erklärst, du weist zum Beispiel darauf hin, dass es in der Bramberger Kirche Toiletten gibt. Warum das?

Wenn wir uns vornehmen, dass wir kirchenferne Menschen wieder in die Kirche holen wollen, dürfen wir nicht vergessen, dass da auch Personen dabei sind, die vielleicht schon in zweiter Generation nicht mehr in den Gottesdienst gehen. Ich will nicht, dass eine Peinlichkeit entsteht, wenn Menschen nicht wissen, wie man mitbetet, was man singt. Auch im Pfarrverband wissen viele zum Beispiel nicht, dass die Bramberger Kirche eine Toilette hat, das ist ein banales Beispiel, aber wichtig. Das alles gehört für mich zur Gastfreundschaft. 

Ihr habt euch für den Sonntag 2.0 Inspiration von außerhalb geholt. Ihr wart mit dem LIVT-Team und weiteren Interessierten, die für die Vitalisierung und Stärkung unseres Pfarrverbands zuständig sind, in Kempten in Deutschland. Was habt ihr da gesehen? 

In Kempten haben sie den „Highlight Sunday“, der ist riesig und beeindruckend. Die betreiben das richtig professionell. Wir haben Leute gesehen, die sind 120 Kilometer hergefahren. Die Kirche fasst 800 Personen, mehr als die Hälfte kam nicht aus Kempten. Wie sie das machen, das passt für den urbanen Bereich, zum Beispiel haben sie die Spielecke in der Kirche. Für unseren ländlichen Raum war mir wichtig, dass wir unsere Tradition, die unsere Kultur ausmacht, bewahren. Und dass wir die vielen Menschen, die bei uns tätig sind – teils auch im Verborgenen –, weitermachen lassen. Wir haben alles da, unsere Geschichte, unserer Tradition. Wir müssen es nur anders aufbereiten, sodass es die Leute inspiriert. 

Die Botschaft Christi ist also aktuell wie eh und je? 

Viele von uns sind auf der Suche. Ich war unlängst auf einem Pflegekongress, da haben sie von Omnikrise gesprochen. Wir haben Krieg, Inflation, einen unsicheren Arbeitsmarkt. In dieser krisenhaften Zeit wachsen unsere Kinder auf! Das erklärt für mich den Zulauf zu Gurus und Extremisten. 

Wir als Christen sollten da auch mitmischen? 

Es ist ganz wichtig, dass wir Stellung beziehen. Wir brauchen den Hokuspokus nicht. Die Frohe Botschaft, die ist da, die ist immer gleich, und das auch noch global. Die Richtung gibt uns der Herrgott vor, der hat natürlich sein irdisches Personal, das mitmachen sollte. Kein Kuschelkurs, sondern glasklar.

Menschen, die zum Sonntag 2.0 kommen, können auch einen praktischen Nutzen haben. Welcher ist das? 

Der Sonntag 2.0 kann ein Anknüpfungspunkt in die Gesellschaft sein, ein Ort, wo man andocken kann. Übrigens nicht nur für „Zuagroaste“. Auch bei den Pinzgauern, die immer schon hier gelebt haben, habe ich beobachtet, dass sie zwar familiär verbandelt sind, darüber hinaus ist aber oft nicht viel da. Vor allem, wenn plötzlich die Beziehung zu Ende ist oder wenn jemand verwitwet.

Der Mensch und die Botschaft Christi haben wunderbar Platz nebeneinander, das lässt sich gar nicht trennen. 

Damit spielst du auf die Kirche im Kleinen an. 

Die Literatur zeigt, dass die Kirche im Kleinen, zum Beispiel Hausgemeinschaften, zentral für den Glauben und lebendige Pfarren sind. Letztendlich geht es darum, die Botschaft zu den Leuten heim zu bringen. 

Du hast, was das Rüberbringen der Frohen Botschaft betrifft, eine große Vision. 

Ich hätte so gerne, dass wir die Firmung unserer Teenager im Bramberger Pavillon machen, so richtig mit Band und allem drum und dran. Dass wir den ganzen Pfarrverband mit dabei haben. Ich weiß, ich stoße da auch auf Kritik. Aber mir ist wichtig, dass wir den Gottesdienst für unsere Youngsters machen, nicht nur für den Fotografen oder die Angehörigen. Jede Firma kümmert sich um ihre Kunden, ihre Stakeholder. Und was machen wir? Wir machen den Gottesdienst für alte Leute. Wir müssen auch aus der Sicht der Jungen denken. 

Du selbst hast als Jugendlicher erlebt, wie man Christus richtig spüren kann. 

Ich war in meiner Jugend bei der „Wahnsinnsnacht“ in Maishofen, wir waren die ganze Nacht unterwegs mit Fackeln, es gab Musik, es wurde gebetet und gesungen, dann gab es einen Abschlussgottesdienst in der Kirche. Das habe ich massiv in Erinnerung. Wie cool wäre das, wenn unsere Jugendlichen das auch so spüren könnten? 

Allerdings bin ich als Familienvater da nicht der Richtige, da brauchen wir wieder einen Jüngeren. Wir müssen die jungen Menschen machen lassen. Vom Ministrantenlager weiß ich: Die haben richtig was drauf! 

Lieber Christian, vielen Dank für das inspirierende Gespräch! 

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